Sep
26
2011

wir versprechen niemandem einen Rosengarten

Heute, Shanghai. Grau und grau und grau. Aber verglichen mit Chengdu ist das immer noch eine klare grau, die mich an Berlin erinnert.

Wir fahren von der Flughafen in die Stadt mit der Autobahn. Der Weg war lang. Wir fahren von der Hafen vorbei, hunderten von Kräne standen dort, auf den Fluss Huangpu sah man Boote, eins neben einander. „Häfen faszinieren mich immer,“ sagte ich zu K. „irgendwie aufregend.“

„Ja“ er antwortet „weil du Fernweh hast.“

Habe ich das noch? Ich frage mich. Die Entfernung. Die andere Welt. Die Fremden. Das Ankommen und Abfahren. Sind sie immer noch so reizend wie vor einige Jahren? Fernweh haben nur die Leute, die neugierig sind und die, die leidenschaftlich sind. Aber neugierig beinhaltet das Wort Gier. Und leidenschaftlich ist mit Leiden verbunden. Ach… Deutsch ist so ein interessante Sprache, als ob man nur die Sprache beherrschen müsse, um klug und weise werden zu können. Schön wäre es.

Mir ist die Lust auf Fernwelt entgangen, zu mindest in diesem Moment.

Da kamen wir von den Wohnblocks vorbei. Die Türme, tausenden von Menschen wohnen darin. Jede Familien besetzt eine winziges Fenster oder Balkon. Wäsche hängen überall. Die Türme sehen aus wie Bienenstock. Die Individün sind dort spurlos verschwunden, ohne Würde, ohne Freude.

Aber andererseits frage ich mich, wie kam ich darauf, das Leben der Anderen mit so einen Gottesperspektive zu betrachten? Habe ich nicht auch in so einen Bienenstock gewohnt? Ich war furchtlos damals. Hatte sogar Fernweh. Ich war ein herzlose glückliche Individuum. Damals.

Als ich heute K am Flughafen sah, lobte er mich. „Du siehst gut aus“ sagte er „eigentlich immer besser.“ Dann hielt er kurz und sagte bedenklich weiter. „Aber traurig siehst du auch aus.“ Ich brachte fast in Tränen aus, könnte mich Gott sei dank gerade noch beherrschen. K hat immer so was väterliches, vor ihm bin ich schwach. Und zurzeit bin ich so wie so schwach. Die endlose Reise erkrankt mich. Die Baustelle. Der Staub. Der Verkehresstau und der Lärm…

Ich brauche ein Glas klare Wasser. Ich brauche ein Röschen. Ich möchte ein Stück zarte Liedchen. Um unter diese graue Himmel zu überleben. Vielleicht das ist wirklich zu viel verlangt.

Written by in: 有涯之生 |

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